Stadtgeflüster Nr. 4

Wie ein Dünger, der Boden schafft für Entwicklungen

Zwischennutzungen können den Weg für langfristig erfolgreiche Arealentwicklungen ebnen. Doch wie entfalten Zwischennutzung ihr volles Potenzial – und welche Anreize müssen dabei geschaffen werden? Im Gespräch mit Oskar Seger suchen wir Antworten. Als Co-Präsident des Vereins «Allianz für eine CO2-neutrale Schweiz» engagiert er sich für ein wachsendes Klimabewusstsein und die Schaffung naturnaher Grünflächen

Die “Allianz für eine Co2- Neutrale Schweiz” unterstützt die «Zwischennutzung Areal Bach». Wie kam es zu dieser Kooperation?

Der Verein ACNS setzt sich für nachhaltige Lösungen im Bereich von Arealgestaltungen und Zwischennutzungen in der gesamten Schweiz ein. Au dem Areal Bach sollen mehrere Bäume gepflanzt werden. Falls dieses Areal in Zukunft überbaut werden soll und dies Bäume dann umgesetzt, oder eventuell gar entfernt werden müssten, möchten wir einen 2:1 Ersatz generieren. Das heisst: Pro verpflanzen Baum auf dem Areal Bach pflanzt die ACNS ersatzweise zwei Bäume in der Ostschweiz. Die Kosten für diese Ersatzbäume übernimmt der Verein ACNS. So sorgen wir für einen gesunden — und nachhaltigen — Ausgleich über die Zwischennutzung hinaus.

 

Wo sehen Sie die Potentiale der «Zwischennutzung Areal Bach»?

Die Anbindung des Areals ans Quartier hat bis heute nicht richtig stattgefunden. Die Quartierbewohner nutzen die Brache höchstens als Parkmöglichkeit für den Migros-Einkauf. Das ist schade, denn das zentral gelegene Areal hat enorm viel Potential. Ich stehe einer Arealgestaltung deshalb sehr positiv gegenüber. Die Zwischennutzung könnte die Möglichkeiten des Areals bereits heute den Quartierbewohnern und der ganzen Stadtbevölkerung näherbringen. Die Interaktion zwischen Areal und Bevölkerung ermöglichen eine positive Annäherung und Wertsteigerung der generellen Wahrnehmung. Dies wiederum erhöht die Offenheit der Bevölkerung gegenüber der zukünftigen Arealentwicklung. Davon würden auch die umliegenden Flächen rund um den Bahnhof St. Fiden und das gesamte Quartier profitieren

 

Wo sehen Sie die Stolpersteine?

Gut durchdachte und nachhaltig inszenierte Zwischennutzungen haben immer den Nachteil, dass sie im Falle einer kompletten Neugestaltung eines Areals oder eines Gebäude nicht mehr wegzudenken sind. Leider. Drum gilt als Initiant, mit der richtigen Botschaft und mit einem guten Konzept vorzugreifen. Wie ein Dünger, der den Boden auf das vorbereitet, was darauf wachsen soll. Die “Zwischennutzung Areal Bach” kann somit fruchtbarer Nährboden sein und den Weg ebnen für die künftige Arealentwicklung St. Fiden. Somit sehe ich keine Stolpersteine, sondern nur die Chancen als sanfter Wegbereiter für ein Zukunftsprojekt, das echte Wohn— und Lebensqualitäten schafft.

Die Politik unterstützt urbane Zwischennutzungsprojekte nur zögerlich. Ausserdem stehen einer zeitnahen Umsetzung viele bürokratische Hürden im Weg. Wie könnte man Vorstösse wie das «Areal Bach» besser fördern?

Wie bereits oben erwähnt, herrscht nach wie vor ein allgemeiner Tenor vor, dass sich Zwischennutzungen nachteilig auf die Pläne einer langfristigen Nutzung auswirken könnten. Sicherlich agiert die Politik deshalb eher zögerlich. Ich sehe das viel pragmatischer: Wenn die Zwischennutzung als «Provisorium» die langfristige Nutzungsentwicklung positiv befruchtet und als Signal für ein gemeinsames «Vorwärts» wirkt, dann gewinnen im Endeffekt doch alle. Und dann finden solche Vorstösse auch politisch meist Anklang.

 

Zurück zur ACNC: Sie führen regelmässig Baumpflanztage durch, um die Bevölkerung für CO2-Themen zu sensibilisieren. Wann findet der nächste in unserer Region statt?

Wir sind aktuell noch an der Planung des laufenden Jahres. Sobald die Daten bekannt sind, werden wir diese auf unserer Website kommunizieren. Die nächste Baumpfalanzaktion wird voraussichtlich im Herbst stattfinden. Im letzten Jahr haben wir mit unserer Baumpflanzaktionen fast 2`000 Bäume gepflanzt. Aufgrund dieses Erfolges werden wir dieses Jahr voraussichtlich gleich mehrere Baumpflanztage schweizweit durchführen. Für diese Aktionen brauchen wir viele Hände — freiwillige Helfer sind also herzlich willkommen!

www.acns.ch




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Zur Person 

Oskar Seger ist Co—Präsident der “Allianz für eine Co2 Neutrale Schweiz” Der Verein will dazu beitragen, dass die Schweiz die Klimaziele des Pariser Abkommens erreicht. Auch politisch engagiert sich der Stadtsanktgaller intensiv für eine nachhaltige und wirtschaftsstarke Stadt und Region. Er ist Mitglied im Stadtparlament und präsidiert seit rund zwei Jahren die FDP Stadt St. Gallen. Der 28-jährige Bauingenieur ist neben seinen politischen Mandaten auch als Vorstandsmitglied im Quartierverein Nordost-Heiligkreuz.