Stadtgeflüster Nr. 5

Der Quartierverein Nordost-Heiligkreuz hat einen Prozess für eine Zwischennutzung auf der Brache zwischen Migros Bach und Bahnhof St.Fiden lanciert. Verschiedene Akteure wurden vernetzt und der Trägerverein Areal Bach gegründet. Wir haben mit der Präsidentin Melanie Diem über das Projekt gesprochen.

Von der Zwischennutzung hat man einige Zeit nichts mehr gehört. Was ist in den letzten Wochen und Monaten gelaufen?

Wir waren im Hintergrund sehr fleissig. Die Brache ist mit 18`500m2 eine grosse Fläche, die es zu organisieren gilt. Der Platz ist zwar stark unternutzt, trotzdem finden viele temporäre Nutzungen auf dem Areal statt und es gibt viele Akteure und Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen. Dies haben wir in enger Zusammenarbeit mit den städtischen Dienststellen gemacht und ins Projekt integriert. Auch haben wir ein Nutzungs- und Betriebskonzept erarbeitet, einen Leitfaden Sicherheit und Sauberkeit, sowie ein Budget für die Finanzierung des laufenden Betriebs. Dies hat einiges an Zeit beansprucht.

Der Verein hat in kürzester Zeit CHF 615 000 für die Zwischennutzung zusammengebracht. Wie kam diese grosse Summe Zustande?

Der grösste Teil kommt von Firmen (KMU) welche uns mit Arbeitsleistung und Sachspenden unterstützten. Ein wichtiger Teil der Summe waren die Baum- und Wiesenpatenschaften durch die Bevölkerung und natürlich die finanzielle Unterstützung durch Stiftungen. Der Verein hat viel Zeit ins Fundraising gesteckt. Da die Zwischennutzung Areal Bach aber bei allen Akteuren auf grosse Begeisterung und Anklang stosst, konnte diese grosse Summe bereits in sechs Monaten zusammengebracht werden, was uns riesig freut! Es soll ein Zeichen für die Zwischennutzung gewertet werden. Unsere Quartierinitiative wird von der Bevölkerung und der Privatwirtschaft getragen.

Wie geht es nun weiter, was sind die nächsten Schritte?

Der Stadtrat hatte im Januar bei der Prüfung der Vorlage Rückfragen zum Betriebskonzept, Unterhalt und zum Budget. Diese haben wir intensiv bearbeitet und Anfangs Mai bei der Stadtverwaltung eingereicht. Für die Realisierung benötigen wir einen einmaligen Unterstützungsbeitrag der Stadt von CHF 250`000.00. Das Gesamtprojekt kostet CHF 930`000. Von Seite Verein Areal Bach ist das Projekt nun “pfannenfertig” jetzt braucht es die Unterstützung der Politik. Als nächstes entscheiden Stadtrat/ Stadtparlament über die Vorlage. Wenn der Entscheid positiv ausfällt, kann es diesen Herbst bereits mit den ersten Arbeiten auf dem Areal Bach losgehen. Tiefbauarbeiten und Baumpflanzungen bis zum Winter und nächsten Frühling die Eröffnung.

Was für eine Signalwirkung hätte die das Areal Bach ihrer Meinung nach für die Quartierentwicklung?

Der Osten hat einen Grünraum verdient. Der Westen hat das Burgweiherareal, Zentrum hat Kreuzbleiche und Stadtpark. Im Osten gibt es keinen Grünruam obwohl das Siedlungsgebiet hier am breitesten ist. Der Osten darf nicht vergessen werden. Die Zwischennutzung fördert die Lebensqualität der Bevölkerung und es werden sich in den nächsten Jahren verschiedene Quartierangebote auf dem Areal Bach entwickeln und Strukturen werden verbessert, dies da bin ich überzeugt, über die Laufzeit der Zwischennutzung hinaus. Es ist zudem eine Chance, St. Fiden besser an die Stadt anzubinden.

 

Eine Quartierinitiative wie unsere benötigt breite Zustimmung und politische Unterstützung, was sind die Vorteile für die ganze Stadt?

St. Fiden ist ein Stadtgebiet mit Zukunft. Das Gebiet wird künftig überbaut. Eine Zwischennutzung auf zu entwickelnden Arealen macht Sinn, dies zeigen Beispiele aus der ganzen Schweiz. Sie gelten als Booster für urbane Stadtentwicklung und haben mit dem demografischen Wandel eine neue Bedeutung gewonnen. Eine Adressbildung und Wertsteigerung durch Aufwertung und Bekanntmachung findet statt. Dies kommt einem zukünftigen Bauvorhaben zugute. Das Learning der Zwischennutzung kann, wenn immer möglich in ein Zukunftsprojekt einfliessen. Das Areal Bach soll aber auch Mut machen, in anderen Teilen der Stadt Prozesse und Vorhaben zu lancieren, die unter Mitwirkung der Bevölkerung entstehen.

Was für Auswirkungen / Beeinträchtigungen gibt es fürs Quartier?

Veränderungen mit Auswirkungen wird es in Bezug auf das Thema Verkehr im Quartier geben. Die bisherigen Besucherparkplätze während der OLMA- Messe werden nicht mehr auf dem Areal sein. Sie waren zu attraktiv im Gegensatz zu den Parkplätzen im Breitfeld da sie nur halb so viel gekostet haben und direkt ans Messegelände grenzten. Sobald sie besetzt waren fuhren die Autos nicht mehr ins Breitfeld zurück und haben viel Suchverkehr und Wildparken im Quartier ausgelöst. Nach einer Übergangsphase wird ein Learning eintreten. Langfristig soll so das Quartier vom Besucherverkehr der Messe entlastet werden.

Ansonsten wird ein neues öffentliches Areal erschaffen, es werden sich mehr Leute als bisher auf dem Areal aufhalten. Was für Themen auftauchen werden wir im laufenden Betrieb sehen. Der Verein schafft eine Koordinationsstelle fürs Areal und so einen Ansprechspartner für die Bedürfnisse der Bevölkerung. Dank dieser Stelle können wir auf Themen aus dem Quartier reagieren.

Die Bevölkerung und verschiedene Akteure sollen beim Projekt mitmachen und sich aktiv an Teilprojekte beteiligen. Was kamen für Ideen?

Es sind viele Ideen zusammengekommen. Der Wunsch nach Gastronomie wurde viel genannt, Naturraum als Erholung, Ideen für Märkte und Veranstaltungen. Eine der meisten Erwähnungen war ein Pumptrack. Dies scheint ein riesen Bedürfnis zu sein in der Stadt. Dann folgen Angebote für Kinder und verschiedene Gartenideen. Der Verein hat nun verschiedene Ideen zusammengebracht und Menschen miteinander vernetzt. Daraus ist einiges entstanden. Für alle Teilprojekte braucht es eine Trägerschaft und die nötige Finanzierung. Einige Teilprojekte sind nun mit der Planung gestartet: öffentlicher Lerngarten, Gastronomie, Kinderbaustelle, Pumptrack. Da können wir bald mehr erzählen. Vieles wird sich aber in den nächsten Jahren erst entwickeln, es geht ja nicht darum, ein fertiges Angebot zu schaffen das genutzt werden kann, sondern darum, Projekte unter aktiver Mitwirkung entstehen und wachsen zu lassen. Der Verein selber kümmert sich um die Realisierung der Zwischennutzung und schafft so eine Basis für verschiedne Teilprojekte, setzt aber selber aktiv keine Teilprojekte um.

Das Areal Bach deckt sich mit vielen Visionen und Legislaturzielen der Stadt St.Gallen und könnte als Pilot dienen, um im Rahmen einer Zwischennutzung viele Erfahrungen zu sammeln, die für die ganze Stadtentwicklung wichtig sind.

Interview: Daniel Steiner

Ausgabe 02/20 Quartiernachrichten

Website Quartierverein Nordost-Heiligkreuz




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Zur Person 

Melanie Diem ist Präsidentin vom Trägerverein Areal Bach. Ihre Vision: “St. Gallen als lebenswerte Stadt weiter voranzutreiben” Sie hatte einige Jahre ein eigenes Kleinunternehmen aufgebaut, verschiedene Projekte in der Stadt lanciert und umgesetzt und arbeitet nun als Projektentwicklerin für urbane Intervensionen in einem privaten Architekturbüro. Politisch engagiert sie sich bei der Grünliberalen Partei St. Gallen (GLP) und kandidiert im Herbst für das St. Galler Stadtparlament.